Die niederösterreichische Landschaft im Werk Sergius Pausers
Im Gesamtwerk des Malers dominieren, wie schon ein kurzer Überblick deutlich macht, in der Ölmalerei seine Porträts, die ihn zum namhaftesten und gesuchtesten Bildniskünstler Österreichs in seiner Zeit machten, gefolgt, vor allem in den früheren Schaffensjahren, von Stillleben, figuralen Kompositionen und Blumenstücken. Sein der Landschaft gewidmetes Schaffen gewann jedoch zusehends mehr Gewicht und stand schließlich ebenbürtig daneben, vor allem in Pausers zahlreichen Aquarellen. Im Ganzen nimmt die Landschaft Niederösterreichs in diesem wichtigen Bereich seines Schaffens einen sehr großen Raum ein.
Zuerst ist es, seit den frühen 20er Jahren, seine Heimatstadt Waidhofen an der Ybbs und ihre Umgebung, die er in Ölbildern festhält, Motive, die auch in Pausers spätem Schaffen immer wieder auftauchen (um 1928–1930, 1935, 1937, 1945, 1947-1953) und seine starke Verbundenheit mit der Umgebung seiner Jugendjahre dokumentieren. Nach der endgültigen Übersielung des Künstlers nach Wien im Jahre 1926 gibt die Peripherie der Großstadt die hauptsächlichen künstlerischen Anreize; Pauset malt am Kahlenberg, im Wienerwald, im Prater, an der Donau bei Nußdorf, und immer wieder reizen ihn die Schrebergärten in den äußeren Vororten Wiens. Stets sind es vergleichsweise sehr bescheidene, unscheinbare Vorwürfe, die ihn beschäftigen. Nach 1955, der Übersiedlung in das Kritzendorfer Haus, entstehen die letzten großen landschaftlichen Arbeiten in Öl in und um Klosterneuburg und in Stammersdorf, pastos im Auftrag, impressionistisch ihrer (oft düsteren) Stimmung, großartige Manifestationen in Pausers der barocken österreichischen Tradition folgenden Malweise, die nie provozierend und revolutionär sein wollte.
Das weitaus umfangreichere aquarellistische Werk Sergius Pausers, das zu seinen Lebzeiten weniger bekannt geworden war, erwies sich allerdings später in der Landschaft als “…ein eigentlich bescheiden zurückgehaltener persönlicher Nebenzweig seines Schaffens…“ der „sich immer wider als Hauptsache erwiesen hat…“ (W. Koschatzky). „In der Tat gibt es nicht wenige Stimmen, die im Aquarell die bedeutendste Leistung des Künstlers erkennen wollen“ (E. Mitsch). Neben der im Vordergrund stehenden Ölmalerei aquarellierte Pauser aber schon früh, wenngleich in der Zeit nach 1920 verhältnismäßig wenige Blätter Landschaften zeigen. Gegen 1930 entstanden Winterlandschaften und Reisebilder, die bei einer Ausstellungstournee durch Deutschland Aufsehen erregten, und um 1935/1936 eine Reihe von Waidhofener Ansichten, denen sich weitere zwischen 1953 und 1955 anschließen und die Vorliebe des Künstlers für herbstliche Wälder und Gärten zeigen. Nach 1955 malte er schließlich als einen unbestrittenen Gipfels eines aquarellistischen Werks seine vielen Kritzendorfer Aulandschaften. „Häufig sind es herbstliche Wald- und Gartenlandschaften, die er mit dem ganzen Zauber ihrer leuchtenden und erlöschenden Farbigkeit wiedergibt. Zu den herbstlichen Klängen treten nicht selten solche der Dämmerung… von denen der Künstler sagt, dass sie zu höchster Konzentration und Vereinfachung anspornen und die Details zugunsten einer farbigen Geschlossenheit und Harmonie verschwinden lassen. Motive aus dem nahe gelegenen Augebieten vermitteln den atmosphärischen Reiz dieser Donaulandschaft mit einer Intensität, welche die nebelig feuchte Luft fast spürbar werden lässt. Mit sparsamen und zugleich großzügigen Mitteln sind hier dem Künstler Aquarelle von hoher Qualität geglückt, deren schwebende Leichtigkeit die Schwierigkeiten dieser Technik völlig vergessen lassen“ schrieb E. Mitsch in einem einfühlsamen Essay, dem nichts hinzugefügt werden kann.
Sergius Pausers in meisterhafter Technik gemalte Landschaften, bei zahlreichen Ausstellungen in Österreich , in ganz Europa und in den vereinigten Staaten seit etwa 1930 immer wieder lobend hervorgehoben und mit Ehrungen und Preisen geradezu überschüttet, zählen heute ohne Zweifel zum bleibenden Bestand der österreichischen Kunst dieser Zeit. Sie haben alle Umwälzungen und Neuorientierung in diesen vier Jahrzehnten bis zum Tod des Malers 1970 und ebenso seither glanzvoll überdauert und nichts von ihrem anrührenden künstlerischen Zauber einbüßt, der auch heute jeden Betrachter in seinen Bann zieht. Besonders für das Land Niederösterreich zählt Sergius Pauser als Landschaftsmaler zu den wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit, und es nimmt nicht wunder, dass eine Reihe bedeutender Ölbilder und ein Konvolut wahrhaft meisterlicher Aquarelle von seiner Hand einen wichtigen Teil des Bestandes an neuerer Malerei in der Kunstsammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums darstellen.
Es folgt noch ein Text von Weninger