Kurt Moldovan
Erinnerungen seiner Freunde, Kollegen und Schüler
An einem Gentleman bezaubert das immer etwas Unzeitgemäße. Wenn Sergius in seinem maßgeschneiderten Raglan mit Samtkragen den Schillerplatz überquerte, mußte ich immer an das fin de siècle in Deauville denken, wo man so gut aussehenden, noblen Herren aus Paris wie Degas, Manet oder Sergius Pauser begegnen konnte. Aber er war ein Gentleman Wiener Prägung, also hatte die Distanz Charme. Dieser äußerlich wie innerlich noble Mann brachte als Lehrer seinen Schüler Moldovan nie in Verlegenheit indem er sich zusehr in ihn hineingemischt hätte.
Ich malte damals nicht, arbeitete kaum in der Klasse, sondern trieb mich zeichnend an der Peripherie, in den Schlachthäusern und Fabriken herum. Trotzdem ließ mich Sergius Pauser immer Aufmerksamkeit für meine Arbeit spüren und vor allem echtes Wohlwollen. Da mich die Ölmalerei nicht interessierte, zeigte er mir hin und wieder privatissime seine Aquarelle. Vielleicht hätte ich zehn Jahre später nicht das Vergnügen am Aquarell entdeckt ohne diese indirekte Anregung eines Lehrers, der wie ein Gentleman unterrichtete: behutsam, dezent, unmerklich - daß man eigentlich nie genau weiß was man ihm verdankt.
Aus der Monographie: Rupert Feuchtmüller, SERGIUS PAUSER, Edition Tusch Wien, 1977:
"Erinnerungen seiner Freunde, Kollegen und Schüler"