Alexander Lernet-Holenia
Erinnerungen seiner Freunde, Kollegen und Schüler
Ich zähle mich zu den Leuten, die meinen Freund Sergius Pauser am längsten, ja gleichsam von jeher gekannt haben. Er war schon immer ein wirklicher Künstler und - was mehr ist - zugleich auch ein anständiger Mensch. Eine solche Kombination ist sehr selten: Entweder ein Künstler kann viel, dann ist er zumeist auch ein Windbeutel, oder er ist - wie heutzutage so oft - ein Windbeutel und kann, mag er sich auch noch so bekannt gemacht haben, nichts.
Wir leben in einer Epoche der Schwindler, und wenn Sergius Pauser sich nur dazu entschlossen hätte, mitzuschwindeln, so wäre er zwar jetzt ebenso vergessen wie die anderen Schwindler unserer Zeit auch, sobald sie erst ins Gras gebissen haben, aber zu seinen Lebzeiten hätte er´s zu weit mehr Ruhm gebracht, als es bei ihm de facto der Fall war. So bleibt uns denn zu hoffen, daß es uns möglich sein wird, noch eine ganze Zeit mit wirklichem Respekt, der nicht ganz frei von aufrichtiger Bewunderung sein wird, an ihn, zurückzudenken; und dies, und mehr nicht, ist´s denn auch, was er sich in seiner wahren Bescheidenheit von seinem Weiterleben in den Gemütern der Betrachter seiner Werke erwartet haben dürfte.
Aus der Monographie: Rupert Feuchtmüller, SERGIUS PAUSER, Edition Tusch Wien, 1977:
"Erinnerungen seiner Freunde, Kollegen und Schüler"