Einführung
Sergius Pauser (1896-1970), ein österreichischer Maler
„Pauser malt wahr. Nicht im Sinne des Naturalisten, … auch nicht in dem des Expressionisten, … sondern im Sinne des Moralisten, der zwischen Objekt und Subjekt, die einander ja dauernd zu überwältigen trachten, eine Art Burgfrieden zu stiften sich bemüht.“ So definierte Albert Paris Gütersloh Arbeitsweise und Ethos von Sergius Pauser. Rupert Feuchtmüller kommt in seiner Analyse zu ähnlichen Auffassungen, wenn er erkennt, daß im Werk Pausers, bei allem Streben nach Freiheit im Reich der Farben, diese selbst dem gewählten Thema zugeordnet bleiben. Pausers Malerei wurzelt – wenn man sie eingliedern will – wohl in der großen österreichischen Tradition des 19. Jahrhunderts, beherrscht aber alle Mittel des Impressionismus. Sein Frühwerk allerdings steht bald unter dem Einfluß der Neuen Sachlichkeit. „Traumdurchweht“ nennt Wolfgang Born Pausers frühe Landschaften und Bildnisse, lange bevor dessen erste Traumbilder 1935 entstanden sind.
Anfangs dominiert eine strenge, kühle Form- und Farbgebung; der Künstler scheint eine fast asketische Haltung einzunehmen. Sein Bildinhalt, wohl ein Stück Natur, ist aber aus der Natur herausgenommen und vollkommen beherrscht und distanziert dargestellt. Zu Pausers weiterer Entwicklung schreibt Rupert Feuchtmüller: „Schritt für Schritt verließ er die Versunkenheit seiner träumerischen Sinnbilder und wurde der Wirklichkeit mehr und mehr verbunden.“ Die Motivsuche in der Landschaft, in Abhängigkeit von Jahreszeit, Wetter, Licht, Stunde, ja sogar von Luftfeuchtigkeit, war zugleich auch Suche nach einer „inneren Landschaft“. An dem erwählten realen Ort aber angekommen, „sprang es ihn oft gleichzeitig von allen Seiten an“ und brachte ihn in jenen Schaffensrausch, bei dem Eindruck und Ausdruck zusammenfallen. Aus der Anschauung genährt und aus seiner Erlebniswelt geformt, durchströmen seine Stimmung und seine Bewegtheit die Darstellungen bis in alle Einzelheiten hinein. Aus einer überquellenden Fülle des Gesehenen und Empfundenen sprühen die differenziertesten Farbwerte in freien Harmonien.
Dazu kommen die absolute Treffsicherheit und die souveräne Beherrschung seiner Techniken, wodurch er das Was und das Wie des Gesehenen auch verwirklichen kann. Gerade diese Eigenschaften und eine von Liebe getragene Grundhaltung in der Anschauung des Menschen prädestinierten ihn zum führenden Portraitisten. Es fanden keine analytischen Zerstörungen statt, denn Pauser hielt auch in der Zeit, da er mit seiner Malerei „unmodern“ geworden war, an der Auffassung fest: habe ich das Äußere eines Menschen getroffen, so habe ich dadurch auch sein Inneres getroffen. „Die Tiefe ist außen“, sagt Gütersloh.
Wer einige der späteren Städtelandschaften Pausers mit denen Kokoschkas vergleicht, wird zwar eine Verwandtschaft in der Schau der beiden Künstler erkennen, aber die im Grunde verhalteneren und auf zartere Stimmungswerte abzielenden Ordnungsprinzipien Pausers zu erkennen wissen.
Über Pauser als Aquarellmaler schreibt Walter Koschatzky: „… daß er als einer der bedeutendsten Aquarellisten Österreichs (wie ihn schon 1957 in einer Ausstellungsbesprechung Wieland Schmied apostrophiert hatte) im allgemeinen Bewußtsein verankert bleiben soll. Die Zeit ist weitergegangen, die Ziele künstlerischer und außerkünstlerischer Art haben rasch gewechselt und nur allzurasch vergessen lassen, daß die große Leistung immer zeitlos ist.“
Rupert Feuchtmüller schließt seine Betrachtung über Pauser: „In seinen Bildern… bevorzugte er den Herbst, den Vorfrühling, Dämmerung, Verlassenheit, Nebel und Regen. Er war schweigsam, als ob er ein Lebensgeheimnis zu verbergen hätte. Immer war er unterwegs; ein erreichtes Ziel ließ ihn sogleich von neuem Ausschau halten. Und so schenkte er den Menschen eine Kunst, die von ihnen als rein, ernst, schön, zart, diskret, keusch, feinfühlig und gütig empfunden wurde. Je weiter uns seine Lebenswelt entschwindet, umso mehr wird uns seine Bilderwelt kostbarer Besitz.“
Klappentext der Monographie Rupert Feuchtmüller / SERGIUS PAUSER
Edition Tusch Wien, 1977